Bauforum Hochschultag 2022

Architektur im Wandel

Den Gedanken der Nachhaltigkeit konsequent zu Ende zu denken, ist auch eine Herausforderung für Architektinnen und Architekten. Insbesondere in der Ausbildung muss die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle einnehmen. Der Hochschultag des rheinland-pfälzischen Bauforums Mitte Oktober 2022 im LUX-Pavillon der Hochschule Mainz widmete sich deshalb dem Thema „Architektur im Wandel“.

Damit der Gedanke der Nachhaltigkeit in der Architekturausbildung eine herausgehobene Rolle spielt, arbeitet die Hochschule Mainz an einem achtsemestrigen Lehrplan, der die Architekturgeschichte ebenso einbezieht, wie etwa die Arbeit im Bestand und den nachhaltigen Entwurf – um nur drei Aspekte zu nennen. Die derzeitigen Überlegungen dazu stellte Diplom-Ingenieur Hugo Mompó vor. 

Dass sich Forschung und Lehre im Bauwesen auf den Weg zu Nachhaltigkeit und Klimaneutralität gemacht hat, dort aber noch nicht angekommen ist, zeigte auch der Vortrag von Dr. Tarick Chahade aus der Forschungsgruppe Holz und Kunststoffe Mainz. Zwar gelingt es der Forschungsgruppe inzwischen beispielsweise schwer tragende Brückenkonstruktionen zu einem großen Teil aus Holz zu fertigen. Essentielle Verbindungsstücke, die das Gerüst stabilisieren, sind aber aus Polymerbeton, bei dessen Herstellung Kohlendioxid emittiert wird. 

Unter dem Titel „Reduce, Recycle und Reuse- Eine Annäherung“ stelle Prof. Marc Grief die Ergebnisse eines Studierenden-Projekts an der Hochschule Mainz vor. Der sogenannte „Alubomber“, ein Gebäude der Hochschule Mainz aus den 60er-Jahren sollte unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten zu einem Gästehaus umgebaut werden.

So bot der Hochschultag einen Einblick in den Status Quo der rheinland-pfälzischen Bau-Forschung auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen. Prof. Thomas Giel, Hochschule Mainz, deckte unter anderem auf, wie entscheidend die Wärmeversorgung ist, um den Gebäudebestand klimaneutral gestalten zu können. Er berichtete beispielsweise von einem Wiederaufbau-Projekt im Ahrtal, bei dem auf kalte Nahwärme gesetzt wird. Giels zentrale These: „Gebäude funktionieren nur, wenn sie als ein, in sich funktionierendes System betrachtet werden. Dafür müssen die Wechselwirkungen zwischen Heizungs-, Lüftungs- und Klimaprozessen mit bauphysikalischen und architektonischen Aspekten erkannt werden, um an der richtigen Stelle den Hebel für die Energieeffizienz anzusetzen!“

Explizit an den bauphysikalischen und architektonischen Aspekten setzte Prof. Dr. Angèle Tersluisen von der Technischen Universität Kaiserslautern an. Sie zeigte, dass Häuser selbst so gestaltet werden können, dass Heizungen zu einem guten Teil überflüssig werden, weil sich die Wärme über Mauern und Lüftung im Haus selbst verteilt. Das Haus wird so konzipiert, dass die Mauern als Wärmespeicher genutzt werden, und so eingeteilt, dass sinnvolle thermische Zonen entstehen. Das Ziel: mit einem minimalen Einsatz von Technik größtmögliche Ressourceneffizienz erreichen. Das Fachwort dafür: Low-Tech-Architektur.

Klar wurde an dem Abend vor allem eines, das Ziel der Nachhaltigkeit ist inzwischen relativ klar definiert, der Weg dahin aber noch nicht abschließend beschrieben.

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